7. Januar 2015

Anschlag auf die Satirezeitung Charlie Hebdo














Die schreckliche Wahrheit ist, dass radikale Hetzer einander brauchen. Fremdenfeindliche Agitatoren brauchen religiöse Fundamentalisten genauso als Feindbild, wie umgekehrt.
Entgegen anders lautender Behauptungen drücken wir uns natürlich nicht um das Thema, auch wenn wir, im Gegensatz zu Anderen erst auf belastbare Informationen warten, bevor wir uns dazu äußern.


Zur Stunde kann man noch nicht viel zu der Tat sagen. Nach den Informationen, die zur Zeit vorliegen, ereignete sich am späten Vormittag ein Anschlag auf die Satirezeitung "Charlie Hebdo" in Paris, bei dem 12 Menschen getötet wurden, 11 weitere wurden verletzt, 4 davon schwer.
Über die Identität der Täter, deren Motivation und Hintergrund ist noch nichts bekannt und insofern verbietet sich, aus Respekt vor den Opfern, jede Spekulation.
Den Nachmittag über haben wir mit Menschen vor Ort gesprochen, Leuten, die keine 2 Straßen entfernt vom Tatort wohnen und können sagen, dass dieser Anschlag für alle Menschen, aber für Franzosen im Besonderen ein schwerer Schlag ist.

Wir verurteilen diese Tat aufs Schärfste, insbesondere in ihrem Charakter eines Angriffes auf Pressefreiheit und das Leben Unschuldiger. Wir sind schockiert über die Brutalität und betroffen vom Leid der Opfer. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei den Betroffenen und ihren Familien.

Dies ist nicht der Tag für politische Debatten. Die Instrumentalisierung dieser Ereignisse durch nationalistische und islamfeindliche Kräfte ist nicht nur geschmacklos, sondern auch pietätlos und lässt jeden Respekt gegenüber den Opfern dieser Tat vermissen. Keine 2 Stunden nach dem Angriff tauchten bereits erste Veröffentlichungen auf Facebook auf, die sich schon ganz sicher über die Täter und Motivation waren und triumphal "Wir haben es immer gesagt" in die Welt posaunten. Einige Kommentatoren schienen sich regelrecht über das Geschehene zu freuen. Diese Häme finden wir unendlich abstoßend.

Heute sind 12 Menschen ermordet worden, niemand weiß, warum und von wem. Dieses schreckliche Ereignis für eigene Zwecke zu missbrauchen widert uns maßlos an!

Wir sind uns bewusst, dass diese Tat von Einigen dazu benutzt werden wird, endgültig die Grenzen zwischen Religion und religiösem Fanatismus wegwischen zu wollen und alle Muslime hierfür verantwortlich zu machen. Solch feindseliges Denken wird weder Stéphane Charbonnier, noch seinen getöteten Kollegen gerecht. So wie die Tat keiner Religion, welcher auch immer gerecht wird.
Diese Täter sind nicht mehr "muslimische Täter", als Anders Breivik ein "christlicher Täter" war und noch gibt es zu keiner Motivation gesicherte Erkenntnisse.
So lautet die schreckliche Wahrheit hierzu, dass radikale Hetzer einander brauchen. Fremdenfeindliche Agitatoren brauchen religiöse Fundamentalisten genauso als Feindbild, wie umgekehrt. Und so übertreffen sich beide mit Hass und Gewalt gegenseitig und der Rest der Gesellschaft steht ratlos dazwischen.

Kommende Zeit wird für uns alle eine schwere Prüfung. Wir alle werden jetzt zeigen müssen, wie wir mit diesen Dingen umgehen können. Denn eines hat der heutige Tag deutlich gezeigt: Hass ist keine Antwort für Hass, Gewalt ist keine Antwort auf Gewalt. Terroranschlägen begegnet man nicht mit menschenfeindlicher Hetze.

Wie es um die Offenheit und Toleranz einer Gesellschaft bestellt ist, zeigt sich, wenn sie auf die Probe gestellt werden.

Wenn es überhaupt einen Weg gibt, dem Andenken an Bernard Verlhac, Georges Wolinksi, Cabu, Stephane Charbonnier und alle anderen Toten gerecht zu werden, dann ist es, die Ideale der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, die sie verkörperten, zu bewahren, sie nicht der Angst und dem blindem Hass zu opfern.